Am 21. November 2016 – mitten im dritten Anlauf des Bundespräsidentschaftswahlkampfes und kurz nach der Wahl von Donald Trump zum Fake-News-Präsidenten – erblickte Fakt ist Fakt das Licht der Welt. Fast ein Jahr hatten wir das Projekt vorbereitet, Konzepte ausgearbeitet und wieder verworfen, uns Grundsätze gegeben, Websites programmiert, Logos designet und natürlich die Medien noch aufmerksamer beobachtet als wir es bisher taten.
Seitdem hat sich viel geändert. Wir haben an drei Fact-Checking-Konferenzen in Madrid, Rom und Brüssel teilgenommen, uns wurden Förderanträge verweigert (weil wir „zu neutral“ wären) und Klagsdrohungen geschickt, weil wir angeblich urheberrechtlich geschützte Bilder verwendeten. Auch Kritik kam von vielen Seiten, von rechts, von links, von Personen, deren Aussagen wir überprüft haben. Meistens war sie konstruktiv und half uns, einen ausgewogeneren Blick auf vieles zu bekommen.
Fakt ist Fakt kann allerdings mehr als nur Faktenchecks: Letztes Jahr gab es eine Visualisierung von Filterblasen, ein Crowdsourcing-Projekt zu politischer Werbung auf Facebook, einen täglichen Kalender mit politischen Fakten und Übersichtsartikel zu wichtigen Wahlen in anderen Ländern.
Heute starten wir ein neues Projekt: Das Fakt ist Fakt Wartezimmer. Dort überprüfen wir Versprechen und Vorhaben, die Politiker angekündigt haben. Solche Versprechen gibt es im Wahlkampf oder im Regierungsprogramm zuhauf, oft werden sie aber vergessen. Wir notieren uns diese Versprechen und warten darauf, ob diese Versprechen umgesetzt werden. Dazu haben wir – ähnlich zu den Symbolen zu den Faktenchecks – eine Systematik aus vier Symbolen: Noch nicht erfüllt, nicht erfüllt, Kompromiss und erfüllt. Die Liste wird laufend erweitert und aktualisiert. Danke an die Illustratorin Vera Weissenbacher, welche die Symbole für uns gestaltet hat!
Außerdem starten wir einen unregelmäßigen Newsletter, in den wir die aktuellen Fakten- und Versprechenschecks der letzten Zeit packen. Abonniert ihn, er kommt maximal ein Mal pro Woche – versprochen!
Nicht nur Fakt ist Fakt, auch wir persönlich haben wir uns weiterentwickelt. 2016 waren Eva, Stefan und ich noch mitten in unserem Politikwissenschafts-Studium, in dem wir uns kennenlernten. Stefan arbeitete inzwischen bei „Addendum“, jetzt bei einer PR-Agentur, Eva bei Reporter ohne Grenzen, ich als Medienredakteur beim „Standard“. Das bedeutet natürlich auch, dass wir weniger Zeit haben, um uns um Fakt ist Fakt zu kümmern. Trotzdem glauben wir immer noch an die Mission von Fakt ist Fakt.
In Zeiten, in denen Parteimedien und Hass in den Sozialen Medien florieren, ist es wichtig, eine Instanz zu haben, die Politikern – egal welcher Partei – kritisch gegenübersteht. An ihren Aussagen zweifelt und nur aufgrund von Fakten – und nichts als Fakten – überprüft, ob eine Aussage nun richtig oder falsch ist. Und wenn die Fakten nicht reichen, das auch zuzugeben.
Deshalb starten wir ab heute den Bereich „Unbewertete Aussagen“. Darin veröffentlichen wir Aussagen, die wir zwar auf dem Radar haben, aber aus verschiedenen Gründen nicht fact-checken konnten. Sei es aus Gründen der mangelnden Ressourcen (letztlich sind wir drei Leute mit fixen Jobs), oder weil die Faktenlage einfach nicht ausreichend für ein Urteil in die eine oder die andere Richtung ist. Damit wollen wir Transparenz schaffen und – wenn Artikel bereits anrecherchiert wurden – den Weg der Recherche zeigen. Und es sollen den „publication bias“, der in der Wissenschaft häufig kritisiert wird, verringern.
Wir bleiben dabei: Keine in eine Position gewählte Person sollte mit einer Lüge davonkommen.