Dieser Artikel wurde von Tomas Pueyo verfasst und zuerst auf Medium publiziert.
Eva Wackenreuther hat ihn für Fakt ist Fakt mit freundlicher Genehmigung des Autors übersetzt.
Stand der Zahlen: 11.03.2020

Die Nachrichtenflut rund um das Coronavirus macht es gerade schwierig, eine Entscheidung zu treffen, was man tun soll. Sollte man auf mehr Information warten? Etwas tun? Was?

Der Artikel liefert mit vielen Grafiken, Daten, Modellen und Quellen Antworten auf folgende Fragen:

  • Wie viele Fälle von Corona wird es geben?
  • Was passiert, wenn diese Fälle auftreten?
  • Was sollte man tun?
  • Wann?
Was Sie nach dem Lesen des Artikels mitgenommen haben werden: Das Coronavirus kommt zu Ihnen. Es kommt mit einer exponentiellen Geschwindigkeit: allmählich und dann plötzlich. Es ist eine Frage von Tagen, vielleicht ein oder zwei Wochen. Wenn das der Fall ist, wird Ihr Gesundheitssystem überfordert sein. Ihre Mitbürger werden auf den Krankenhausgängen behandelt werden. Erschöpfte Pfleger und Ärzte im Gesundheitswesen werden zusammenbrechen. Einige werden sterben. Sie werden anfangen müssen zu entscheiden, welcher Patient Sauerstoff bekommt und welcher stirbt. Der einzige Weg, dies zu verhindern, ist mit Social Distancing, also  soziale Kontakte möglichst zu reduzieren. Nicht morgen. Heute.

Das bedeutet, ab sofort so viele Menschen wie möglich zu Hause zu halten. Als Politiker, Gemeindevorsteher oder Unternehmensleiter haben Sie die Macht und die Verantwortung, das Schlimmste zu verhindern. Vielleicht fürchten Sie sich gerade: Was ist, wenn ich überreagiere? Werden die Leute mich auslachen? Werden sie wütend auf mich sein? Werde ich dumm dastehen? Ist es nicht besser, erst einmal auf andere zu warten, erste Schritte zu setzen? Würde das der Wirtschaft nicht zu sehr schaden?

Aber in zwei bis vier Wochen, wenn die ganze Welt still steht und die wenigen kostbaren Tage Social Distancing, die Sie ermöglicht haben, Leben gerettet haben, werden die Leute Sie nicht mehr kritisieren: Sie werden Ihnen dafür danken, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Fangen wir an.

1. Wie viele Fälle wird es geben?

 

Die Gesamtzahl der Fälle ist zunächst exponentiell gestiegen, bis China das Virus im eigenen Land eindämmte. Dann ist es aber nach außen gedrungen und ist jetzt eine Pandemie, die niemand mehr stoppen kann.

Zum heutigen Zeitpunkt ist das hauptsächlich auf Italien, den Iran und Südkorea zurückzuführen:

In Südkorea, Italien und China gibt es so viele Fälle, dass man die restlichen Länder kaum sehen kann. Werfen wir einen genaueren Blick in die rechte untere Ecke.

Es gibt ein Dutzend Ländern mit exponentiellen Wachstumsraten. Zum aktuellen Stand sind die meisten davon westliche Länder.

Wenn man diese Wachstum für eine Woche fortführt, erhält man diese Kurve:

Wenn man verstehen will, was passieren wird und wie man diese Kurve verhindern kann, muss man einen Blick auf die Länder werfen, die es bereits durchlaufen haben: China, östliche Länder, die bereits Erfahrungen mit dem SARS-Virus haben, und Italien.

China

Das ist eine der wichtigsten Grafiken. Sie zeigt in orange die tägliche offizielle Fallzahl in der Provinz Hubei, also wie viele Menschen täglich positiv auf das Virus getestet wurden. Die graue Balken zeigen die tatsächlichen täglichen Coronavirus-Fälle. Die chinesischen Gesundheitsbehörden fanden das heraus, indem sie Patienten während der Diagnose befragten, wann ihre Symptome begonnen hatten.

Entscheidend ist, dass diese Fälle zum damaligen Zeitpunkt nicht bekannt waren. Wir können sie nur rückwärts herausfinden: Die Behörden wissen nicht, wenn jemand gerade erste Symptome hat. Sie wissen es erst, wann jemand zum Arzt geht und diagnostiziert wird. Das heißt, dass die orangefarbenen Balken zeigen, was die Behörden wussten, und die grauen, was wirklich geschah.
Am 21. Januar explodiert die Anzahl der neu diagnostizierten Fälle in orange: Es gibt rund 100 neue Fälle. In Wirklichkeit gab es an diesem Tag rund 1.500 neue Fälle, die exponentiell zunahmen. Aber die Behörden wussten das nicht. Was sie wussten war, dass es plötzlich 100 Fälle dieser neuen Krankheit gab.

Zwei Tage später schlossen die Behörden Wuhan. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Anzahl der diagnostizierten täglichen Neuerkrankungen rund 400. Beachtenswert: Die Behörden beschlossen, die Stadt mit nur 400 neuen Fällen pro Tag zu schließen. In Wirklichkeit gab es an diesem Tag 2.500 neue Fälle, aber das wussten sie noch nicht.

Am Tag danach wurden weitere 15 Städte in Hubei geschlossen. Bis zum 23. Januar, als Wuhan abgeriegelt wird, sieht man an den grauen Balken mit den echten Fällen: Sie wachsen exponentiell, sie explodieren geradezu. Sobald Wuhan geschlossen ist, verlangsamen sich die Fälle. Am 24. Januar, als weitere 15 Städte geschlossen wurden, kommt die Anzahl der wahren grauen Fälle zum Stillstand. Zwei Tage später wurde die maximale Anzahl wahrer Fälle erreicht und sinkt seither stetig.
Interessant ist, dass die orangen, offiziellen Fälle  zu dem Zeitpunkt immer noch exponentiell wachsen: Noch 12 Tage lang sah es so aus, als wären die Maßnahmen machtlos gewesen und die Fallzahl weiter steigend. Aber dem war nicht so – die Fälle zeigten nur stärkere Symptome, gingen mehr zum Arzt und das System, um sie zu identifizieren, war stärker. Dieses Konzept der offiziellen und tatsächlichen Fälle ist wichtig. Wir behalten es für später im Hinterkopf.

Die restlichen Regionen Chinas wurden währenddessen von der Chinesischen Zentralregierung gut koordiniert und setzten schnelle und drastische Maßnahmen. Mit diesem Ergebnis:

Jede der flachen Linie ist eine der restlichen chinesischen Regionen mit Coronafällen. Jede hätte das Potential gehabt exponentiell zu werden, aber dank der Ende Januar ergriffenen Maßnahmen, konnte das Virus gestoppt werden, bevor es sich verbreitet hat. In der Zwischenzeit hatten Südkorea, Italien und der Iran einen ganzen Monat Zeit, um von China zu lernen. Das taten sie aber nicht. Dort hat die Kurve das gleiche exponentielle Wachstum wie in Hubei, weit höher als die restlichen chinesischen Regionen.

Östliche Länder

Auch in Südkorea sind die Fälle explodiert. Es drängt sich die Frage auf, warum sie es in Japan, Taiwan, Singapur, Thailand oder Hongkong nicht getan haben.

Diese Länder wurden 2003 von SARS getroffen und haben daraus etwas gelernt. Sie lernten, wie viral und tödlich eine Viruserkrankung sein kann und wie ernstzunehmend es ist. Ihre Kurven sehen deshalb immer noch nicht wie Exponentiale aus, obwohl sie viel früher zu wachsen begonnen haben. In diesen Ländern gibt es Nachrichten über das ausbrechende Coronavirus und vor allem über Regierungen, die die Bedrohung anerkennen und sie eindämmen. Für die übrigen Länder ist die Geschichte jedoch eine ganz andere.

Bevor wir zu den anderen Ländern kommen noch eine kurze Anmerkung zu Südkorea: Das Land ist wahrscheinlich ein Ausreißer. In den ersten 30 Tagen war das Coronavirus dort unter Kontrolle. Dann kam Patient 31 – ein Super-Verbreiter, der es an Tausende anderer Menschen weitergab. Da sich das Virus ausbreitet, bevor Menschen Symptome zeigen, war das Virus zu dem Zeitpunkt, als die Behörden das Problem erkannten, bereits draußen. Südkorea spürt jetzt die Konsequenzen dieses einen Falles. Trotzdem tragen ihre Eindämmungsbemühungen Früchte. Bereits jetzt liegt beispielsweise Italien in Fallzahlen weit vor Südkorea.

Washington State

Wir haben bereits das Wachstum in westlichen Ländern gesehen und wie schlecht die Prognosen in nur einer Woche aussehen. Stellen wir uns nun vor, dass Quarantänemaßnahmen wie in Wuhan oder in anderen östlichen Ländern nicht stattfinden. Eine massive Epidemie ist die Folge. Schauen wir uns einige Fälle davon genauer an: den Staat Washington, die San Francisco Bay Area, Paris und Madrid.

Der Bundesstaat Washington ist das Wuhan der USA. Die Zahl der Fälle wächst dort exponentiell und liegt momentan bei 140. Aber schon früh passierte etwas Interessantes: Die Sterblichkeitsrate war enorm hoch. Zu einem Zeitpunkt gab es einen Todesfall bei insgesamt drei Fällen.
Wir wissen aus anderen Ländern, dass die Sterblichkeitsrate des Coronavirus zwischen 0,5 Prozent und 5 Prozent liegt (dazu später mehr). Wie kann es sein, dass die Todesrate plötzlich bei 33 Prozent liegt? Es stellte sich heraus, dass sich das Virus seit Wochen unentdeckt verbreitet hatte. Es ist also nicht so, dass es nur drei Fälle gab. Vielmehr haben die Behörden einfach nur über drei Fälle Bescheid gewusst. Je schwerwiegender die Erkrankung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand getestet wird.
Das ist vergleichbar mit den orangen und grauen Balken in China: Auch hier kannten die Behörden nur die orangen Balken und dachten sich: „Sieht gut aus, nur drei Fälle.“ Aber in Wirklichkeit gab es bereits hunderte, vielleicht tausende von echten Fällen.

Das ist ein Problem: Wir kennen immer nur die offiziellen Fälle, nicht die tatsächlichen. Es ist aber wichtig, die wahren zu können. Wie kann man die also schätzen? Es gibt mehrere Möglichkeiten. (Tomas Pueyo hat ein Modell für beide erstellt, das man hier direkt mit eigenen Daten füllen und hier kopieren kann.)

Die erste Möglichkeit die echten Fallzahlen herauszufinden ist durch die Todesfälle. Wir wissen ungefähr, wie lange es ungefähr von der Infizierung mit dem Virus bis zum Tod dauert, nämlich im Durchschnitt 17,3 Tage. Das heißt, dass die Person, die am 29. Februar in Washington State gestorben ist, sich vermutlich rund um den 12. Februar angesteckt hat.
Dann kennt man noch die Mortalitätsrate. Wir nehmen dafür einmal ein Prozent an (Details dazu später). Das bedeutet, dass es um den 12. Februar bereits ungefähr 100 Fälle in der Region gab, von denen dann einer 17,3 Tage später starb.

Jetzt ziehen wir noch die durchschnittliche Verdoppelungszeit des Coronavirus hinzu, also die Zeit, die es durchschnittlich braucht, um die Zahl der Fälle zu verdoppeln. Die liegt bei 6,2. Das bedeutet, dass in den 17 Tagen des Krankheitsverlaufes der einen Person, die Fälle um ungefähr 8 [(17/6)^2=~8] multipliziert werden müssen. Wenn man also nicht alle Fälle diagnostiziert hat, bedeutet ein Todesfall also rund 800 echte Fälle.
Der Bundesstaat Washington hat momentan 22 Todesfälle. Mit dieser ungefähren Berechnung kommt man heute auf rund 16.000 echte Coronavirus-Fälle. Das sind so viel wie die offiziellen Fälle in Italien und im Iran zusammen. Wenn wir uns diese Fälle noch im Detail ansehen, sehen wir aber, dass 19 dieser Todesfälle aus einem Cluster stammten. Das Virus wurde also möglicherweise nicht weit verbreitet. Wenn wir diese 19 Todesfälle als einen betrachten, beträgt die Gesamtzahl der Todesfälle im Staat vier. Wenn wir das Modell mit dieser Nummer aktualisieren, erhalten wir heute noch circa 3.000 Fälle.

Ein weiterer Ansatz von Trevor Bedford untersucht die Viren und ihre Mutationen, um die aktuelle Fallzahl zu ermitteln. Damit kommt man auf eine Zahl von circa 1.100 Fällen im Bundesstaat Washington.

Beide Methoden sind nicht perfekt – kommen aber zu demselben Schluss, dass wir die echten Zahlen nicht kennen, sie aber viel höher als die offiziellen Zahlen sind. Es sind hunderte bis tausende Fälle.

San Francisco Bay Area

Bis zum 8. März gab es in der Bay Area keine Toten durch Corona. Das machte es schwer zu schätzen, wie viele tatsächliche Fälle es gab. Offiziell gab es 86 Fälle, die USA hat aber viel zu wenige Testkits und testet viel spärlicher als andernorts. Die Vereinigten Staaten hatten nämlich beschlossen, ein eigenes Testkit zu entwickeln, das allerdings nicht funktionierte. Diese Grafik zeigt die Anzahl der Tests, die in verschiedenen Ländern bis zum 3. März durchgeführt wurden.

In der Türkei, wo es bisher keine bestätigten Fälle von Corona gibt, hat zehn mal Mehr Tests pro Einwohner durchgeführt. Die Situation hat sich bis heute nicht verbessert – circa 8.000 Tests wurden bisher in den USA durchgeführt. Weil von vielen Patienten Proben mehrfach entnommen werden mussten, bedeutet das allerdings nur eine Zahl von etwa 4.000 getesteten Personen in den USA.

Aber wie entscheidet man sich nun, wen man testet? In der San Francisco Bay Area wird jeder getestet, der gereist war oder mit einem Reisenden in Kontakt stand. Das bedeutet, dass die Behörden die meisten reisebezogenen Fälle kennt, aber so gut wie nichts über Fälle, die innerhalb der Region verbreitet wurden. Wenn man weiß, wie schnell sich das Virus unter Reisenden im Vergleich zu Einheimsichen verbreitet, bekommt man eine Ahnung davon, wie viele echte Fälle es gibt.

Sehen wir uns dieses Verhältnis für Südkorea an. Zu dem Zeitpunkt, als es dort 86 Fälle gab, waren 86 Prozent davon innerhalb der Gemeinschaft verbreitet worden. Mit dieser Zahl können wir erneut die Zahl der wahren Fälle berechnen. Wenn die Bay Area heute 86 Fälle hat, liegt die tatsächliche Zahl bei rund 600.

Frankreich und Paris

Frankreich nennt offizielle 1.400 Fälle und 30 Todesfälle. Mit den beiden oben genannten Methoden kommen wir auf eine sehr weite Zahl von zwischen 24.000 und 140.000 echten Fällen. Das heißt, dass die Zahl zwischen zehn und hundertfach so hoch ist wie offiziell gemeldet ist. Das klingt viel? Werfen wir einen Blick zurück zur Zeitleiste aus Wuhan.

 

Wenn man die orangen, offiziellen Balken bis zum 22. Jänner zusammenzählt, kommt man auf 444 Fälle. Addiert man nun die grauen, tatsächlichen Fälle, summieren sie sich auf etwa 12.000 Fälle. Als Wuhan glaubte, 444 Fälle zu haben, waren es in Wahrheit also rund 27 Mal mehr. Wenn Frankreich nun glaubt, 1.400 Fälle zu haben, ist es wahrscheinlich, dass es zehntausende Fälle hat. Dieselbe Rechnung kann man für Paris anstellen. Mit rund 30 Fällen in der Stadt liegt die echte Zahl bei einigen Hunderten, vielleicht Tausenden. Mit 300 Fällen in der Region Île-de-France könnte die Gesamtzahl der Fälle in der Region bereits Zehntausende überschreiten.

 

Spanien und Madrid

Spanien hat sehr ähnliche Fallzahlen wie Frankreich (1.200 Fälle gegenüber 1.400, beide haben 30 Todesfälle). Das bedeutet, dass die gleichen Regeln gelten: Spanien hat wahrscheinlich bereits mehr als 20.000 wahre Fälle. In der Region Comunidad de Madrid mit 600 offiziellen Fällen und 17 Todesfällen dürfte die tatsächliche Zahl der Fälle zwischen 10.000 und 60.000 liegen.
Wenn man nun diese Daten liest und denkt: „Unmöglich, das kann nicht wahr sein“, kann man sich vor Augen führen, dass Wuhan bei dieser Anzahl von Fällen bereits gesperrt war. Wenn man jetzt einwirft, dass Hubei ja nur eine der chinesischen Regionen war, muss man aber auch erwähnen, dass Hubei mit knapp 60 Millionen Menschen größer als Spanien und fast so groß wie Frankreich ist.

 

2. Was passiert, wenn diese Coronavirus-Fälle zutage treten?

Das Coronavirus ist also schon da. Es ist versteckt und wächst exponentiell. Was wird in unseren Ländern passieren, wenn das Ausmaß ans Tageslicht kommt? Da wir mit Hubei und Italien schon Regionen haben, in denen das passiert, lässt sich das relativ gut erahnen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet mit einer Todesrate von 3,4 Prozent. Das heißt 3,4 Prozent der mit Corona infizierten Menschen sterben daran. Für diese Zahl ist Kontext aber entscheidend.

 

 

Es kommt stark darauf an, welches Land man zu welchem Zeitpunkt betrachtet. Die Todesrate liegt zwischen 0,6 Prozent in Südkorea und 4,4 Prozent im Iran. Was davon stimmt nun? Wir verwenden einen Trick, um es herauszufinden.

Es gibt zwei Möglichkeiten, um die Todesrate zu berechnen: Todesfälle/Gesamtfälle und Todesfälle/geschlossene Fälle. Ersteres ist wahrscheinlich eine Unterschätzung, da viele offene Fälle immer noch zum Tod führen können. Die zweite Möglichkeit ist dafür eine Überschätzung, da es wahrscheinlich ist, dass Todesfälle schneller geschlossen werden als wieder gesunde Fälle.
Deshalb sehen wir uns nun einmal an, wie sich beide im Laufe der Zeit entwickelt haben. Sobald die Fälle abgeschlossen sind, konvergieren sie nämlich zum selben Ergebnis. Wenn man also Trends der Vergangenheit in die Zukunft projiziert, kann man auf die Todesrate schließen.

In den Daten sieht man, dass Chinas Todesrate zwischen 3,6 und 6,1 Prozent liegt. Projiziert man das in die Zukunft, konvergiert die Zahl in Richtung 3,8 bis 4 Prozent. Das ist rund 30 Mal schlimmer als die Grippe. Allerdings bestehen die Daten aus zwei völlig verschiedenen Realitäten: Hubei und der Rest von China.

 

Die Todesrate von Hubei konvergiert gegen 4,8 Prozent. Im Rest von China ist sie mit einer Zahl von circa 0,9 Prozent allerdings viel niedriger.

Im Folgenden gibt es außerdem Schätzungen der Todesraten des Irans, Italien und Südkorea. Für andere Länder ist eine Analyse aufgrund der geringen Fallzahlen nicht aussagekräftig.

 

 

Sowohl im Iran als auch in Italien nähern sich die Zahlen dem Bereich zwischen drei und vier Prozent an. Südkorea ist das interessanteste Beispiel, da die beiden Zahlen völlig auseinanderdriften. Todesfälle / Gesamtfälle beläuft sich auf nur 0,6 Prozent, während die Todesfälle / abgeschlossene Fälle auf satte 48 Prozent kommen. Ich gehe allerdings davon aus, dass Südkorea nur besonders vorsichtig ist. Sie testen alle (mit so vielen offenen Fällen ist die Todesrate niedrig) und lassen Fälle länger offen (so schließen sie Fälle schnell, wenn der Patient stirbt). Relevant ist, dass die Zahl der Todesfälle / Fälle von Anfang an bei etwa 0,5% lag, was darauf hindeutet, dass sie dort bleiben werden.

 

Das letzte hervorhebenswerte Beispiel ist die Diamond Princess-Kreuzfahrt: Mit 706 Fällen, 6 Todesfällen und 100 wieder gesunden Patienten liegt die Todesrate zwischen 1 und 6,5 Prozent. Daraus können wir schließen:

  • In Ländern, die vorbereitet sind, kann man eine Todesrate von etwa 0,5 Prozent (Südkorea) bis 0,9 Prozent (Rest von China) erwarten.
  • Länder, die überfordert sind, haben eine Todesrate zwischen circa 3 und 5 Prozent.

Anders ausgedrückt: Länder, die schnell handeln, können die Zahl der Todesfälle drastisch reduzieren. Und das zählt nur die Todesrate. Schnelles Handeln reduziert außerdem auch die Fallzahl drastisch, was es zu einer noch einfacheren Entscheidung macht.
Was braucht also ein Land, um gut vorbereitet zu sein?

 

Was das System belasten wird

Rund 20 Prozent der Fälle verlangen einen Krankenhausaufenthalt, fünf Prozent Intensivstation. Intensive Hilfe mit Geräten wie Ventilatoren und extrakorporaler Oxygenierung (ECMO).

Das Problem ist, dass Artikel wie Beatmungsgeräte und ECMO nicht einfach produziert oder gekauft werden können. Vor einigen Jahren hatten die USA beispielsweise insgesamt 250 ECMO-Maschinen.

Wenn also plötzlich 100.000 Menschen infiziert sind, möchten viele von ihnen getestet werden. Rund 20.000 müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden, 5.000 müssen auf die Intensivstation und 1.000 benötigen Maschinen, von denen wir heute nicht genug haben. Und das nur bei 100.000 Fällen.
Das berücksichtigt Probleme wie etwa fehlende Masken noch nicht. Ein Land wie die USA hat nur ein Prozent der Masken, die es benötigt, um den Bedarf seiner Beschäftigten im Gesundheitswesen zu decken. Wenn viele Fälle gleichzeitig auftreten, werden Masken etwa zwei Wochen ausreichen. Länder wie Japan, Südkorea, Hongkong oder Singapur sowie die chinesischen Regionen außerhalb von Hubei waren darauf vorbereitet und hatten alles Nötige, um Patienten zu versorgen.  Der Rest der westlichen Länder geht allerdings eher in Richtung Hubei und Italien. Was passiert also dort gerade?

Wie ein überfordertes Gesundheitssystem aussieht

Die Erzählungen davon, was in Italien passiert, ähneln sich ungemein mit denen aus Hubei. Dort wurden innerhalb von zehn Tagen zwei Krankenhäuser gebaut, trotzdem war es völlig überfordert. Hier und dort gab es das Problem, dass Patienten die Krankenhäuser regelrecht überschwemmten. Sie mussten überall gepflegt werden: in Fluren, Wartezimmern und sonst überall wo es möglich war.

Medizinisches Personal verbringt Stunden in einer einzigen Schutzausrüstung, weil es nicht genug davon gibt. Infolgedessen können sie die infizierten Bereiche stundenlang nicht verlassen. Wenn sie das dann tun, brechen sie dehydriert und erschöpft zusammen. Schichten gibt es nicht mehr. Die Menschen werden aus dem Ruhestand zurückgeholt, um irgendwie die Oberhand zu behalten. Über Nacht werden Menschen in der Pflege eingeschult und müssen auch wichtige Funktionen erfüllen. Alle sind immer auf Abruf.

Das heißt, bis sie krank werden. Das kommt häufig vor, weil sie ohne ausreichende Schutzausrüstung ständig dem Virus ausgesetzt sind. In diesem Fall müssen sie dann für 14 Tage in Quarantäne. In dieser Zeit können sie nicht helfen. Im besten Fall gehen zwei Wochen verloren, im schlimmsten Fall sterben sie.

Am schlimmsten ist es auf den Intensivstationen, wenn Patienten Beatmungsgeräte oder ECMOs teilen müssen. Diese können de facto aber nicht geteilt werden, daher müssen die Ärzte bestimmen, welcher Patient sie verwenden wird. Das bedeutet oftmals eine Entscheidung darüber, wer leben darf und wer stirbt.

„Nach einigen Tagen müssen wir uns entscheiden. Nicht jeder kann intubiert werden. Wir entscheiden basierend auf Alter und Gesundheitsszustand.“ (Christian Salaroli, Arzt in Bergamo)

All das führt eher zu einer Todesrate von vier anstatt von 0,5 Prozent. Wenn wir heute nicht handeln, wird unsere Stadt oder unser Land zu den vier Prozent gehören.

 

3. Was sollen wir tun?

Flatten the curve – die Kurve flachhalten

Das Coronavirus ist jetzt eine Pandemie. Wir können sie nicht mehr einfach so loswerden – aber wir können die Auswirkungen verringern. Einige Länder waren dabei vorbildlich. Das beste Beispiel ist Taiwan, das eng mit China verbunden ist und bis heute trotzdem weniger als 50 Fälle hat. In dieser kürzlich erschienenen Analyse werden alle Maßnahmen erläutert, die sie frühzeitig ergriffen haben und die sich auf die Eindämmung konzentrierten.
Taiwan konnte es eindämmen, die meisten anderen Länder allerdings nicht, weil ihnen das nötige Fachwissen fehlte. Jetzt stehen sie vor einer anderen Herausforderung: Schadensbegrenzung. Sie müssen dieses Virus so harmlos wie möglich machen.

Wenn wir die Infektionen so weit wie möglich reduzieren, kann unser Gesundheitssystem Fälle viel besser behandeln und dadurch die Todesrate senken. Wenn wir es schaffen, die Erkrankungen in der Zeitlinie nach hinten zu schieben, werden wir den Punkt erreichen, an dem der Rest der Gesellschaft geimpft werden kann. Unser Ziel ist es also nicht, Ansteckungen mit Corona zu beseitigen. Es geht darum, sie zu verzögern.

 

Je mehr Fälle wir verschieben, desto besser kann das Gesundheitssystem funktionieren, desto niedriger ist die Sterblichkeitsrate und desto höher ist der Anteil der Bevölkerung, die geimpft wird, bevor sie infiziert wird. Wie schaffen wir es also, die Kurve auszudehnen?

Social Distancing

Es gibt eine Sache, die sehr einfach ist und die funktioniert: Social Distancing. Wenn wir uns noch einmal die Wuhan-Grafik anschauen, sehen wir, dass die Fälle nach der Sperre schlagartig zurückgingen. Das liegt daran, dass die Menschen nicht miteinander interagierten und sich der Virus nicht verbreitete. Der aktuelle wissenschaftliche Konsens ist, dass sich das Virus im Umkreis von zwei Metern verbreiten kann, wenn jemand hustet. Das Virus überlebt aber auch Stunden oder Tage auf verschiedenen Oberflächen. Verhält es sich wie die Grippe, kann es auf Metall, Keramik und Kunststoff sehr lange überleben. Das bedeutet, dass Dinge wie Türklinken, Tische oder Aufzugknöpfe schreckliche Infektionsmultiplikatoren sein können. Der einzige Weg, dies wirklich zu reduzieren, ist Social Distancing: Die Menschen so lange wie möglich zu Hause zu halten, bis die Erkrankungen nachlassen. Diese Methode hat sich bereits in der Vergangenheit bewiesen, zum Beispiel in der Grippepandemie von 1918.

 

Man sieht gut, wie hoch die Sterblichkeitsraten in Philadelphia waren, das nicht schnell handelte. Das zeigt sich vor allem im Vergleich mit St. Louis, wo schnell umfassende Maßnahmen gesetzt wurden. In Denver wurden zuerst Maßnahmen gesetzt, dann aber wieder gelockert. Das erkennt man gut an einem doppelten Höhepunkt, wobei der zweite sogar höher war als der erste.

Wenn man generalisiert, kommt man zu folgendem Bild:

Diese Grafik der Grippe von 1918 in den USA zeigt, wie viele Todesfälle es pro Stadt gab, je nachdem, wie schnell Maßnahmen ergriffen wurden. St. Louis schritt etwa sechs Tage vor Pittsburg ein und hatte dadurch weniger als die Hälfte an Todesfällen pro Bürger. Im Durchschnitt halbierten 20 Tage früher gesetzte Maßnahmen die Sterblichkeitsrate.

Italien hat das gerade verstanden. Am Sonntag riegelten sie die Lombardei ab, einen Tag später das ganze Land. Hoffentlich werden wir in den kommenden Tagen Verbesserungen spüren. Bis es sich in den Zahlen ausdrückt, dauert es jedoch ein bis zwei Wochen. Das wissen wir aus der Wuhan-Grafik – zwischen der Ankündigung der Sperrung und dem Beginn des Schrumpfens der offiziellen Fälle in orange lag eine Verzögerung von zwölf Tagen.

 

Wie kann die Politik zu Social Distancing beitragen?

Die Frage, die sich Politiker heute stellen, ist nicht, ob sie etwas tun sollen, sondern was angemessen ist. Es gibt mehrere Phasen, um eine Epidemie zu kontrollieren, beginnend mit Antizipation und endend mit Ausrottung. Für die meisten Optionen ist es heute schon zu spät. Bei dieser Fallstärke stehen den Politikern nur zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Eindämmung und Linderung.

Eindämmung

Durch die Eindämmung wird sichergestellt, dass alle Fälle identifiziert, kontrolliert und isoliert werden, also das, was Singapur, Hongkong, Japan oder Taiwan so gut machen: Sie begrenzen sehr schnell die Anzahl der Personen, die hereinkommen, identifizieren die Kranken, isolieren sie sofort, verwenden schwere Schutzausrüstung, um ihre Gesundheitspersonal zu schützen, verfolgen alle ihre Kontakte und stellen sie unter Quarantäne. Das funktioniert sehr gut, wenn man vorbereitet ist und es frühzeitig macht, sodass man nicht die Wirtschaft zum Stillstand bringen muss, damit es funktioniert.

Neben Taiwans Lösungsansatz ist aber auch der Chinas zu loben. Die Intensität, mit der vorgegangen wurde, ist beeindruckend. Zum Beispiel hatten sie bis zu 1.800 Teams mit jeweils fünf Personen, die jede infizierte Person und alle, mit denen diese Kontakt hatten, sowie alle mit denen diese wiederum Kontakt hatten, identifizierten und die Gruppe isolierten. Auf diese Weise konnten sie das Virus in einem Land mit einer Milliarde Einwohner eindämmen.

Westliche Länder haben das aber nicht gemacht. Jetzt ist es dafür zu spät. Die USA kündigt an, die meisten Einreisen aus Europa zu verbieten – in einem Land, das dreifach so viele Fälle hat wie Hubei, als es geschlossen wurde. Es ist Eindämmung, wenn eigentlich schon Linderung nötig wäre.
Sobald Hunderte oder Tausende in der Bevölkerung betroffen sind, reicht es nicht mehr nur aus, zu verhindern, dass mehr kommen oder vorhandene Fälle zu verfolgen und zu ihre Kontakte zu isolieren. Die nächste Stufe ist die Schadensbegrenzung.

 

Linderung

Schadensbegrenzung erfordert starke soziale Distanzierung. Die Menschen müssen aufhören, sich zu treffen, um die Übertragungsrate (R) von circa 2 bis 3, die das Virus ohne Maßnahmen hat, auf unter 1 zu senken, damit es sich nicht weiter verbreitet und ausstirbt. Das erfordert die Schließung von Unternehmen, Geschäften, Nahverkehr, Schulen und die Durchsetzung von Sperren. Je schlimmer die Situation ist, desto strikter muss das Social Distancing sein. Je früher schwere Maßnahmen ergriffen werden, desto weniger lang muss man sie aufrecht erhalten und desto einfacher wird es Fälle zu identifizieren und weniger Menschen infizieren sich.

Das musste Wuhan tun und das musste jetzt auch Italien akzeptieren. Denn wenn das Virus einmal weit verbreitet ist, müssten eigentlich alle infizierten Gebiete auf einmal aufhören, es weiter zu verbreiten. Bei tausenden von offiziellen Fällen – und zehntausenden von echten  – müssten Länder wie der Iran, Frankreich, Spanien, Deutschland, die Schweiz oder die USA genau das tun. Das tun sie aber nicht.

Einige Unternehmen arbeiten von zu Hause aus, einige Großveranstaltungen wurden gestoppt, einige betroffene Gebiete sind in Quarantäne.
All diese Maßnahmen verlangsamen das Virus, es reicht aber nicht, um die Übertragungsrate R von 2,5 auf 2,2 oder sogar 2,0 zu bringen. Zur Erinnerung: Wir müssen sie auf unter 1 bringen, um den Coronavirus aufzuhalten oder zumindest so lange wie möglich stabil bei 1 halten, um die Kurve abzuflachen.

Die Frage ist also: Was können wir tun, um die Übertragungsrate zu senken? Italien macht es vor:

  • Niemand darf gesperrte Regionen betreten oder verlassen, es sei denn, es liegen nachgewiesene familiäre oder berufliche Gründe vor.
  • Bewegungen innerhalb dieser Bereiche sind zu vermeiden, es sei denn, sie sind aus dringenden persönlichen oder beruflichen Gründen gerechtfertigt und können nicht verschoben werden.
  • Menschen mit Symptomen (Infektionen der Atemwege, Fieber) wird dringend empfohlen, zu Hause zu bleiben.
  • Die Pausenzeiten für Beschäftigte im Gesundheitswesen werden ausgesetzt.
  • Schließung aller Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten, Fitnessstudios, Museen, Skigebiete, Kultur- und Sozialzentren, Schwimmbäder und Theater.
  • Bars und Restaurants haben begrenzte Öffnungszeiten von 6 bis 18 Uhr, mit einem Abstand von mindestens einem Meter zwischen den Personen.
  • Alle Pubs und Clubs müssen schließen.
  • Alle kommerziellen Aktivitäten müssen einen Abstand von einem Meter zwischen den Kunden einhalten. Diejenigen, die das nicht garantieren können, müssen schließen. Kirchen können offen bleiben, solange sie diese Entfernung garantieren können.
  • Krankenhausbesuche von Familienmitgliedern und Freunden sind begrenzt.
  • Arbeitstreffen müssen verschoben werden. Die Arbeit von zu Hause aus muss gefördert werden.
  • Alle öffentlichen oder privaten Sportveranstaltungen und Wettbewerbe werden abgesagt. Wichtige Veranstaltungen können hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Dann, zwei Tage später, ergänzte Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte: „Nein, tatsächlich müssen Sie alle Unternehmen schließen, die nicht dringend benötigt sind. Jetzt schließen wir alle kommerziellen Aktivitäten, Büros, Cafés und Geschäfte. Nur Transportmittel, Apotheken und Lebensmittel bleiben geöffnet.“ Ein Ansatz ist es, die Maßnahmen schrittweise zu erhöhen. Leider verliert man dadurch wertvolle Zeit, in der sich das Virus weiter ausbreitet. Wer also sicher sein will, sollte dem „Wuhan-Stil“ folgen. Die Leute, die sich jetzt beschweren, werden später dankbar sein.

 

Wie können Führungskräfte zu Social Distancing beitragen?

Wenn Sie ein Unternehmen führen und Orientierung suchen, liefert Staying Home Club viele Vorbilder. Bisher setzen 138  (Anm.: mittlerweile 383, Stand 13.03.2020) US-Technologieunternehmen Schritte zu Social Distancing um – welche das sind kann man dort in einer Liste nachlesen. Sie reichen von Homeoffice über Einschränkungen bei  Reisen und Veranstaltungen.
Es gibt noch mehr Dinge, die jedes Unternehmen festlegen muss, zum Beispiel wie mit Zeitarbeitern umzugehen ist, ob das Büro offen gehalten werden soll oder nicht, wie Gespräche geführt werden sollen oder was mit Kantinen und Cafeterias zu tun ist. Hier finden Sie die Maßnahmen meines Unternehmens gemeinsam mit einer Musterankündigung an die Mitarbeiter meines Unternehmens.

 

4. Wann?

Wahrscheinlich haben Sie bisher allen Punkten zugestimmt und haben sich nur gefragt, wann jede Entscheidung getroffen werden muss. Anders gefragt, welche Auslöser es für jede Maßnahme gibt.

 

Risikobasiertes Trigger-Modell

Um das zu lösen, habe ich ein Modell erstellt. Es ermöglich eine Einschätzung der Anzahl von Fällen in Ihrer Region, zeigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Mitarbeiter bereits infiziert sind, wie sich das im Laufe der Zeit entwickeln wird und was das darüber aussagt, ob Sie Ihr Unternehmen offen halten sollten. Es sagt uns Dinge wie:

  • Wenn in Ihrem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern in der Region Washington, in der es bisher 11 Todesfälle durch Coronaviren gab, , besteht eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer Ihrer Mitarbeiter infiziert ist. Sie sollten sofort schließen.
  • Wenn Ihr Unternehmen 250 Mitarbeiter hauptsächlich in der South Bay Area beschäftigt, in der es 22 offizielle und wahrscheinlich 54 echte Fälle gibt, besteht mit 3/9 eine Chance von circa zwei Prozent, dass mindestens ein Mitarbeiter infiziert ist.
  • Wenn sich Ihr Unternehmen in Paris befindet und 250 Mitarbeiter beschäftigt, besteht heute eine Wahrscheinlichkeit von 0,85 Prozent, dass einer Ihrer Mitarbeiter das Coronavirus hat. Morgen sind es 1,2 Prozent. Wenn Sie also nur mit einer einprozentigen Chance sicher fühlen, sollten Sie Ihr Büro bis morgen schließen.

Wenn Sie noch zögern, weil niemand Symptome zeigt, denken Sie daran, dass 26 Prozent der Übertragungen geschehen, bevor sich Symptome zeigen.

 

Sind Sie Teil einer Gruppe von Anführern?

Die Mathematik ist aber egoistisch. Sie betrachtet das Risiko jedes Unternehmens individuell und geht so viel Risiko ein, wie wir wollen – bis der unvermeidliche Hammer des Coronavirus unsere Büros schließt. Wenn Sie jedoch Teil einer Gruppe von Geschäftsführern oder Politikern sind, beziehen sich Ihre Berechnungen nicht nur auf ein Unternehmen, sondern auf das große Ganze. Die Mathematik lautet: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eines unserer Unternehmen infiziert ist? Wenn Sie eine Gruppe von 50 Unternehmen mit durchschnittlich 250 Mitarbeitern sind, besteht in der SF Bay Area eine Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent, dass mindestens eines der Unternehmen einen Mitarbeiter infiziert hat, und eine Wahrscheinlichkeit von 97 Prozent, dass dies nächste Woche zutrifft. Ich habe dem Modell eine Registerkarte hinzugefügt, um das auszuprobieren.

 

Fazit: Die Kosten des Wartens

Heute eine Entscheidung zu treffen mag beängstigend sein, aber so sollten nicht darüber nachdenken.

Dieses theoretische Modell zeigt verschiedene Gemeinschaften: Eine ergreift keine sozialen Distanzierungsmaßnahmen, eine ergreift sie am Tag n eines Ausbruchs, die andere am Tag n + 1. Alle Zahlen sind völlig fiktiv (ich habe sie so gewählt, dass sie dem ähneln, was in Hubei passiert ist, mit im schlimmsten Fall täglich ~ 6.000 neuen Fällen). Sie sind nur da, um zu verdeutlichen, wie wichtig ein einzelner Tag für etwas sein kann, das exponentiell wächst. Sie können sehen, dass die eintägige Verzögerung später und höher ihren Höhepunkt erreicht, aber dann konvergieren die täglichen Fälle gegen Null.

Aber was ist mit kumulativen Fällen?

 

In diesem theoretischen Modell, das Hubei grob ähnelt, führt das Warten auf einen weiteren Tag zu 40% mehr Fällen! Wenn die Hubei-Behörden die Sperren am 22. Januar statt am 23. Januar erklärt hätten, hätten sie möglicherweise die Anzahl der Fälle um erstaunliche 20.000 verringert.

Und denken Sie daran, dies sind nur Fälle. Die Sterblichkeit wäre viel höher, da es nicht nur direkt 40 Prozent mehr Todesfälle geben würde. Es würde auch einen viel höheren Zusammenbruch des Gesundheitssystems geben, was zu einer bis zu zehnmal höheren Sterblichkeitsrate führen würde, wie wir zuvor gesehen haben. Ein eintägiger Unterschied bei den Maßnahmen zu Social Distancing kann also dazu führen, dass die Zahl der Todesfälle in Ihrer Umgebung explodiert, indem mehr Fälle und eine höhere Todesrate multipliziert werden.
Dies ist eine exponentielle Bedrohung. Jeder Tag zählt. Wenn Sie eine Entscheidung um einen Tag verzögern, tragen Sie möglicherweise nicht nur zu einigen wenigen Fällen bei – es gibt wahrscheinlich bereits  hunderte oder tausende von Fällen in Ihrer Gemeinde. Mit jedem Tag, an dem es kein Social Distancing gibt, wachsen diese Fälle exponentiell.

 

Weitersagen hilft

Das ist wahrscheinlich das einzige Mal in diesem Jahrzehnt, dass das Verbreiten eines Artikels Leben retten kann. Jeder sollte den Inhalt des Textes wissen, um eine Katastrophe zu vermeiden. Der Moment zu handeln ist jetzt.